Krais, B. & Gunter, G. (2002). Habitus. Bielefeld: transcript Verlag.

Dieses Buch stellt in übersichtlicher und verständlicher Form das Habitus-Konzept des französischen Soziologen Pierre Bourdieu vor. Es stellt dar, wie der Körper sozialer Akteure als Speicher für soziale Erfahrungen dient und damit die Geschichte des Individuums verinnerlicht und wiederkehrend in das aktuelle Handeln mit einfließen lässt. Auf den knapp 90 Seiten wird das Habitus-Konzept losgelöst vom gesamten Gedankengebäude Bourdieus dargestellt und somit verkürzt und einseitig. Als Einführung in eine interessante und produktive Denkweise Gesellschaft und ihre Zusammenhänge zu beschreiben jedoch ausgesprochen gewinnbringend. Das Buch ist als Grundlage für Reflexionen eigenen Verhaltens und den eigenen unabdenkbaren Einfluss auf die Beobachtung/Interpretation des Verhaltens anderer geeignet und gestattet es, den nutzbaren theoretischen Hintergrund in eigene Denkprozesse zu überführen, was zu einer relativeren Einstellung gegenüber (sozialer) "Wahrheit" und Handlungsmöglichkeit führt.

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Selbstbestimmung und Interpretation

"Über den Begriff Selbstbestimmung ist in Bezug auf Menschen mit Assistenzbedarf bereits viel publiziert worden (...). Ein zentraler Punkt ist hierbei die Interpretation des Begriffs. Selbstbestimmung bedeutet nicht, dass sich behinderte Menschen selbst überlassen sind oder, wie eine Mitarbeiterin berichtete [...]. Selbstbestimmung bewegt sich immer im Spannungsfeld zwischen dem, was eine Person für sich selber möchte (individuelle Kategorie) und dem, was im Kontext einer Gruppe bzw. der Gesellschaft möglich ist (soziale Kategorie) (Theunissen, Plaute 1995)" (S. 79)

Niehoff, U. &Schablon, K.-U. Selbstbestimmung und Teilhabe: Welches Rüstzeug brauchen professionelle Unterstützer? In: Hähner, U., Niehoff U., Sack, R. Walther H. (2005). Kompetent begleiten: Selbstbestimmung ermöglichen, Ausgrenzungen verhindern!. Die Weiterentwicklung des Konzepts »Vom Betreuer zum Begleiter«. Marburg: Lebenshilfe Verlag.