Bruhn, H.; Oerter, R. & Rösing, H. (1993). Musikpsychologie. Ein Handbuch. Hamburg: Rowohlt.

72 Beiträge von 47 internationalen Autoren: In diesem Handbuch werden weit über das Anwendungsbezogene Handbuch Musik in der Sozialen Arbeit hinausgehend Musikpsychologische Themen dargestellt. Das Buch folgt hierzu dem Aufbau: Musikpsychologie als wissenschaftliche Disziplin - Musik, Gesellschaft, Kultur - Musik und Individuum - Psychologische Grundlagen - Neuropsychologische und Psychophysikalische Grundlagen. Im Mittelpunkt stehen weniger die Praxis und konkrete Anwendung, als die Mechanismen und Wirkweisen hinter der Anwendung. Zum vertieften Verständnis im zieglerichteten Umgang mit Musik im Kontext der Arbeit finden sich in diesem Buch viele Anregungen.

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Selbstbestimmung und heimliches Betreuungskonzept

"Dies hängt mit einem Phänomen zusammen, das wir "heimliches Betreuungskonzept" (Linge/Theunissen 1993, 94) genannt haben. Es bezeichnet alle Prozesse und Regelungen, die nebenbei, unbeabsichtigt und unbewußt ablaufen, die enorm wirksam sind und eine "heimliche" Fremdsteuerung, eine gedankenlose Rundumversorgung und Überbehütung sowie eine subtile Überwachung bedeuten. Auch wenn viel Selbstbestimmung proklamiert wird, erhalten trotzdem viele geistig behinderte Menschen keinen eigenen Schrank- oder Zimmerschlüssel; das Personal ist es, das bestimmt, wann und wie lange der Einzelne morgens baden, ob er duschen oder baden darf, welches Shampoo und welche Seife er verwenden, welches Handtuch zum Abtrocknen er nehmen, welche Unterhose und Strümpfe er anziehen soll, wann gefrühstückt wird, wieviel und was er essen oder trinken darf... Damit lernen die Behinderten ganz "heimlich" und im Verborgenen, daß sie nicht über ihre eigenen Lebensumstände verfügen und daß sie ihre Gefühle, Interessen und Bedürfnisse zu unterdrücken haben." (S. 59)

Theunissen, G. &Plaute, W. (1995). Empowerment und Heilpädagogik. Freiburg im Breisgau: Lambertus.