Weijenberger, J. & Kuper, J. (2005). Eltern professionell begleiten. Eine Herausforderung von Kindergarten bis Heimerziehung. Assen: Koninklijke van Gorcum.

Ein Thema, welches man in vielen Feldern der Sozialen Arbeit und Behindertenhilfe findet - die konstruktive und gelingende Kontaktgestaltung zu Angehörigen. Die Autoren entwicklen ihr Konzept am Beispiel der Jugendhilfe, allerdings lassen sich die Aussagen auf die Behindertenhilfe übertragen. Nach einem Abriss über die Entwicklung von Familie und familienorientierter Sozialarbeit, schaffen Weijenberger und Kuper den systemischen Rahmen für ihr Konzept. Nach Ausführungen über systemische und kommunikationstheoretische Aspekte geht es direkt an die Familie, denn die Begleitung von Eltern betrifft die Begleitung der Familie; es geht um Loyalitäten, Koalitionen und Disqualifikationen innerhalb der Familie; es werden übersichtliche Schemata aufgezeichnet. Abschließend gehen Weijenberger und Kuper auf wichtige Fertigkeiten der pädagogischen Mitarbeiter, sowie auf Gespräche in Familien mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen ein und geben zusammenfassende Empfehlungen. Als einführendes Arbeitsbuch ist die Veröffentlichung zu empfehlen, die Abbildungen zu verschiedenen Konstellationen in der Familie sind einprägsam und lassen sich ohne große Probleme direkt in die Praxis übertragen.

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Selbstbestimmung und heimliches Betreuungskonzept

"Dies hängt mit einem Phänomen zusammen, das wir "heimliches Betreuungskonzept" (Linge/Theunissen 1993, 94) genannt haben. Es bezeichnet alle Prozesse und Regelungen, die nebenbei, unbeabsichtigt und unbewußt ablaufen, die enorm wirksam sind und eine "heimliche" Fremdsteuerung, eine gedankenlose Rundumversorgung und Überbehütung sowie eine subtile Überwachung bedeuten. Auch wenn viel Selbstbestimmung proklamiert wird, erhalten trotzdem viele geistig behinderte Menschen keinen eigenen Schrank- oder Zimmerschlüssel; das Personal ist es, das bestimmt, wann und wie lange der Einzelne morgens baden, ob er duschen oder baden darf, welches Shampoo und welche Seife er verwenden, welches Handtuch zum Abtrocknen er nehmen, welche Unterhose und Strümpfe er anziehen soll, wann gefrühstückt wird, wieviel und was er essen oder trinken darf... Damit lernen die Behinderten ganz "heimlich" und im Verborgenen, daß sie nicht über ihre eigenen Lebensumstände verfügen und daß sie ihre Gefühle, Interessen und Bedürfnisse zu unterdrücken haben." (S. 59)

Theunissen, G. &Plaute, W. (1995). Empowerment und Heilpädagogik. Freiburg im Breisgau: Lambertus.